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Radwege als wichtiger Teil der öffentlichen Verkehrsfläche


Seit einigen Jahren ist ein deutlich steigender Trend in Deutschland zu mehr Umweltbewusstsein entstanden - in erster Linie im Zusammenhang mit dem verstärkt eintretenden Klimawandel. Die daraus abgeleiteten Aktivitäten erstrecken sich von der Plastikvermeidung über die Reduzierung von Monokulturen, bis hin zum reglementierten CO2-Ausstoß und der Forcierung von E-Mobilität. Insbesondere bei den beiden zuletzt genannten Punkte spielt das Thema „Radwege“ eine wesentliche Rolle.

Einerseits sollen Innenstädte sauberer werden und das hohe Verkehrsaufkommen des motorisierten Individualverkehres (MIV) gilt es entsprechend zu reduzieren. Und andererseits soll für die Bevölkerung die Innenstadt noch immer mobil gut erreichbar sein.

An dieser Stelle kommt neben einem effektiven und optimierten ÖPNV u. a. auch die E-Mobilität ins Spiel, vom Elektrobus über das Elektroauto bis zum Elektrofahrrad (E-Bike).

 

Anpassung der Radverkehrsinfrastruktur

Die Herausforderung der Städte liegt nun darin, die Infrastruktur so anzupassen, dass Berufstätige, Konsumenten, Touristen und Anwohner möglichst sowohl ressourcenschonend, umweltfreundlich, als auch bequem und schnell die gewünschten Ziele innerhalb der urbanen Zentren erreichen können. Einer der Bausteine zum Gelingen dieser komplexen Aufgabe ist sicherlich in der Radverkehrsinfrastruktur zu finden, die mehr ist als nur die Summe der Fahrradspuren entlang der Haupteinfallsstraßen. So gehören abgestimmte Ampelschaltungen für den Vorrang von Radfahrern oder die sinnvolle Koordinierung mit dem ÖPNV zum Transport von Rädern ebenso dazu, wie die Anzahl von Fahrradabstellanlagen, Service- und Ladestationen für E-Bikes, eine gute Ausschilderung oder insbesondere die ausreichende Breite und Qualität der Radverkehrswege.

In erster Linie sollte der Status quo für eine Optimierung des Infrastrukturelements ermittelt werden. Um hinsichtlich der Radinfrastruktur Verbesserungen anzubringen, ist zunächst der Bestand in einer strukturierten und standardisierten Form zu dokumentieren und hinsichtlich Qualität und Zustand zu bewerten. Bundesweit liefern bereits seit mehr als 25 Jahren reproduzierbare Zustandserfassungen durch qualifizierte Dienstleister eine wichtige Entscheidungsgrundlage für eine effiziente und anforderungsgerechte Erhaltung der Straßeninfrastruktur. Nun wurde in den letzten Jahren begonnen, diese Methoden auch auf die Radwegeinfrastruktur anzuwenden. Sowohl die aktuellen Anforderungen zur Ausweitung der Radwegenetze, als auch die bisher begrenzten finanziellen Mittel für die Erhaltung der Radwegenetze erfordern die richtigen und zeitlich optimierten Maßnahmenentscheidungen.

Bis Ende 2023 stellt das Sonderprogramm „Stadt & Land“ Fördermittel für die Länder zur Verfügung. Im Flyer des Bundesamtes für Güterverkehr finden Sie nachstehend weitere Infos und Kontaktdaten zu beratenden Stellen.

 

Bestands-und Zustandserfassung von Radwegen

Um den Bedarf der Bestands- und Zustandserfassung auf Radwegen gerecht zu werden, haben die beratenden Ingenieure der LEHMANN + PARTNER GmbH Ihre Erfassungstechnik auf die aktuellen Anforderungen angepasst. Geländegängige Kleinfahrzeuge wurden mit präziser Positionierungstechnik, hochauflösenden Kameras und Laserscannern ausgestattet. So werden die Belagsarten und die befestigten Breiten aus digitalen Messbildfolgen ermittelt. Diese Messbildfolgen unterstützen den Straßenbaulastträger später auch bei seiner täglichen Arbeit im Zuge der Unterhaltung.

Beispiel für eine Ausstattungsvariante des Messsystem A.T.L.A.S.

Für die maßgeschneiderten Erhaltungskonzepte können u. a. die Substanzmerkmale wie Risse, Flickstellen, etc. nicht mehr nur geschätzt, sondern lagegetreu aufgenommen und analog der ZEB auf klassifizierten Straßen mit einer Rasterweite von 1 m ausgewertet werden. Da die Sicherheit und der Komfort im Radverkehr im Fokus stehen, können die Unebenheiten wie Wurzelhubbereiche, Mulden oder sicherheitsrelevante Versätze an Pflaster und Plattenbelägen ebenso messtechnisch aus 3-D-Modellen ermittelt werden. Neben den Bestands- und Zustandsdaten sind auch weitere Ausstattungsmerkmale zum Radverkehr aufzunehmen, die zu weiteren Synergien herangezogen werden. So kann die Beschilderung, inkl. Schäden dokumentiert werden und selbst Höhenverläufe und Mobilfunkabdeckungen entlang der Radverkehrswege sind nicht nur im Gebirge gefragt. Die Befahrung liefert u. a. ein routingfähiges Netz, welches zur Optimierung von Radrouten oder für die Fahrradnavigation genutzt werden kann.

 

Datenüberführung in pit-Kommunal

Nach der Erfassung der Bestands- und Zustandsdaten werden die Ergebnisse über abgestimmte Schnittstellen in die pit-Kommunal Datenbank mit dem Modul Radwegemanagement überführt. Gekoppelt mit dem Esri-GIS bietet die Fachlösung Funktionalitäten für Analysen, Bearbeitungen und Fortführungen vergleichbar dem pit-Kommunal Straßenmanagement und stellt damit die Grundlage für die darauf aufbauenden Planungen zur Optimierung der Radverkehrsinfrastruktur dar. Durch die parallele Nutzung des Radwegemanagements zum Straßenmanagement im zentralen System pit-Kommunal stehen beide Informationsbereiche zur gemeinsamen Auswertung und Betrachtung zur Verfügung, sodass ein fachliches Ineinandergreifen sinnvoll gegeben ist.

 

Radverkehrswege im Netzmodell

Die Grundlage der Softwarelösung von IP SYSCON fußt auf einem Netzmodell. Dabei setzen sich Radverkehrswege aus einem oder mehreren Streckenabschnitten zusammen, die geometrisch im GIS dargestellt werden, in einigen Fällen durch Knotenpunkte getrennt.

Schematische Darstellung eines Radwegenetzes

Abschnitte, die gemeinsam genutzt werden und somit mehr als einem Radverkehrsweg angehören, sind in der Datenbank mehrfach zugeordnet. Die Kategorie (Typ) des Abschnittes unterliegt dabei stets dem höherrangigen Radweg. Durch diese Datenstruktur der Mehrfachzugehörigkeit wird erreicht, dass es keine doppelten Abschnitte gibt und somit die Längen der jeweiligen Radverkehrswege korrekt bemessen sind.

Ergänzt wird das Netzmodell, ebenso wie im Straßenbereich, durch ein Realflächenmodell mit Angaben zur Breite, Befestigung und Beschichtung etc. Ferner durch Schutzeinrichtungen, Verkehrszeichen, Lichtsignal-, Radabstellanlagen und weiteren Ausstattungen zur Radverkehrsanlage.

Zu allen Objekten der Radverkehrsanlage können regelmäßige Kontrollen durchgeführt und Schäden sowie Maßnahmen erhoben, verwaltet und zur Abarbeitung als Auftrag vergeben werden. Das trifft neben Beschilderungen oder Radabstellanlagen vor allem auf die einzelnen Abschnitte der Radwege zu, die regelmäßig begutachtet werden.

Für eine gesamtheitliche Bewertung des Radweges sind nicht nur die randlichen Ausstattungen, sondern auch der Zustand der Oberfläche mittels Zuweisung einer Zustandsklasse zu betrachten. So sind sowohl Zustandsbetrachtungen über bildgebende oder messtechnische Sensoren zu den einzelnen Realflächenstücken denkbar, als auch eine Zustandsbewertung in regelmäßigen Intervallen entlang der Abschnitte. Jedoch sind auch einfache Bewertungen, abseits der gängigen Regelwerte, wie z. B. nach Schulnoten eine mögliche Alternative.

Durch die Mitarbeit in der FGSV-Ad-hoc-Gruppe „Messtechnische Zustandserfassung auf Radwege“ unterstützt die LEHMANN + PARTNER GmbH die Schaffung eines bundeseinheitlichen Regelwerkes und steht parallel dazu im engen Kontakt mit der IP SYSCON GmbH, sodass kommende Regelwerke zur Zustandserfassung im Modul Radwegemanagement einfließen können.

Bei Fragen oder Bedarf an weiteren Informationen wenden Sie sich bitte an Ralf Behrens.